6. August 2020
Nachhaltigkeit ist eines der wichtigsten Schlagworte unserer Zeit. Egal ob Nahrung, Energie, Reisen oder Finanzanlagen: Der Begriff taucht in allen Lebensbereichen auf. Aber ist es tatsächlich möglich, zu 100 Prozent nachhaltig zu leben – und sogar das Ersparte vollständig nachhaltig anzulegen?
Die umweltpolitische Debatte der 1990er Jahre brachte einen riesigen Stein ins Rollen: die Idee der Nachhaltigkeit. Heute beschränkt sie sich nicht mehr allein auf Umweltaspekte – sie schließt auch Wirtschaft und Soziales mit ein.
Dieser Dreiklang zielt darauf ab, unseren nachfolgenden
Generationen einen in allen Aspekten intakten Planeten zu hinterlassen.
Darauf aufbauend haben die Vereinten Nationen (UN) 2015 die Agenda 2030
verabschiedet, um weltweit menschenwürdiges Leben zu schaffen.
Kern der UN-Agenda sind die 17 Nachhaltigkeitsziele, die Sustainable
Development Goals (SDGs). Ihre Umsetzung hat in den vergangenen Jahren
auch nachhaltige Geldanlagen immer stärker in den Vordergrund gerückt.
Unser tägliches Leben bietet viele Chancen, den nachfolgenden Generationen eine intakte Welt zu hinterlassen. Das bezieht sich vor allem auf unser (Konsum-)Verhalten in den folgenden Bereichen:
Aus der Definition der Nachhaltigkeit im Alltag ergeben sich einige grundsätzliche Fragen. Sie lassen sich alle unter zwei Ausgangsfragen subsummieren:
Nachhaltige Konsumenten sind ökologisch und sozial verantwortliche Menschen. Denn Konsum ist dann nachhaltig, wenn er künftigen Generationen ermöglicht, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.
Dabei ist wichtig zu beachten: Der Konsum jedes Einzelnen wirkt sich nicht nur lokal vor Ort, sondern aufgrund global stattfindender Produktionsprozesse und Lieferketten auch auf Umwelt und Menschen überall auf der Welt aus.
Man kann nicht nicht konsumieren. Daher ist ein bewusster Konsum wichtig: Genau hinschauen und die persönliche Gesamtbilanz berücksichtigen.
Nachhaltig zu konsumieren bedeutet im Einzelnen:
Den Unternehmen kommt bei der Umsetzung der nachhaltigen Entwicklung eine besondere Bedeutung zu. Das liegt unter anderem an ihrer Innovationskraft.
In der Agenda 2030 der Vereinten Nationen befassen sich vor allem die Ziele 7, 8, 9 und 12 mit den ökonomischen Entwicklungsaspekten:
Ziel 7: Bezahlbare und saubere Energie
Energie ist eine grundlegende Voraussetzung für wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Saubere Energiequellen sind dabei genauso ein Schlüsselfaktor wie die Steigerung der Energieeffizienz.
Ziel 8: Nachhaltig wirtschaften als Chance für alle
Die Globalisierung birgt viele Chancen für mehr Wohlstand. Jedoch profitieren nicht alle auf gleiche Weise. Wenn es um gute Arbeit mit sozialen Mindeststandards und adäquaten Löhnen geht, haben viele Länder noch immer Entwicklungsbedarf.
Ziel 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur
Die Nachhaltigkeit von Wirtschaftswachstum, Produktion, Städten sowie Bildungs- und Gesundheitssystemen – alles wichtige Nachhaltigkeitsziele – sind ohne intelligente Innovationen, moderne Infrastrukturen und eine leistungsfähige Industrie nicht denkbar.
Ziel 12: Nachhaltig produzieren und konsumieren
Die Erde hat ihre Grenzen. Um weiterhin gut leben zu können, müssen wir nicht nur unseren Konsum anpassen, sondern auch unsere Produktionstechniken. Das betrifft auch den Umgang mit Ressourcen sowie Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz.
Nicht nachhaltig = nicht zukunftsfähig
Dabei ist Nachhaltigkeit für die Wirtschaft nicht nur eine Frage von Produktionsanpassung, Arbeitnehmerrechten und Ressourcennutzung. Viele Unternehmen haben verstanden, dass sie als nicht zukunftsfähig gelten, wenn sie die Folgen ihres Handelns für Umwelt, Menschen und Politik nicht berücksichtigen.
Gerade der deutsche Mittelstand spielt unter dem Begriff Green Growth (Grünes Wachstum) eine Schlüsselrolle: Die oftmals familiengeführten Betriebe und Unternehmen wissen, dass nachhaltiges Wirtschaften für sie ein enormer Wachstumsimpuls sein kann, und dass sie von einer weltweiten Vorreiterrolle sehr profitieren können.
Schon seit einigen Jahren sind nachhaltige Geldanlagen ein wichtiges Thema. Gemessen am insgesamt investierten Vermögen befinden sie sich zwar bislang noch im einstelligen Prozentbereich. Doch die Anbieter nachhaltiger Finanzdienstleistungen werden mehr.
Am einfachsten unter Nachhaltigkeitskriterien bewertbar ist die Investition in Unternehmen, Fonds oder Indizes, die auf Umweltschutz und Produktionsbedingungen ebenso achten wie auf die faire Unternehmensführung. Ausgeschlossen sind dagegen Unternehmen, die Kinder- oder Zwangsarbeit zulassen, Alkohol oder Tabak, Waffen oder gentechnisch veränderte Lebensmittel herstellen.
Um die Unternehmen ausfindig zu machen, die innerhalb dieser nachhaltigen Vorgaben arbeiten, beschäftigen Investmentfonds oft Analysten oder sogar Forschungsinstitute.
Sie beurteilen diese nach den sogenannten ESG-Kriterien und nach Kriterien der Unternehmensführung. Die Abkürzung ESG steht für die Begriffe Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung).
Eine noch junge aber wachstumsstarke Nische am Finanzmarkt ist das sogenannte Impact Investing – auf Deutsch: Wirkungsorientiertes Investieren (WI). Damit sind Geldanlagen gemeint, die ihre Rendite mit einem messbaren sozialen oder ökologischen Mehrwert erzielen. Die Deka, das Wertpapierhaus der Sparkassen, ist einer der bislang noch wenigen Anbieter dieser Geldanlagen.
Grundsätzlich ausgeschlossen sind in allen Publikumsfonds der Deka Cluster-Munition („Streubomben“), AntiPersonen-Minen und Handfeuerwaffen. Auch Unternehmen, die gegen elementare Nachhaltigkeitskriterien verstoßen, werden nicht berücksichtigt.
Dazu zählt zum Beispiel der Umgang mit gefährlichen Chemikalien, die Produktion von genverändertem Saatgut oder Unternehmen mit eklatanten Verstößen gegen Menschenrechte beziehungsweise Arbeitsrechte sowie Unternehmen mit eklatanten Vorfällen von Umweltzerstörung, Bestechung und Korruption.
Aber nicht immer ist ein hundertprozentiger Ausschluss im Sinne der Anleger. Beispiel Alkohol: Durch die bei der Deka festgelegte Umsatzgrenze von 5 Prozent müssen zum Beispiel Hersteller von wichtigen, alkoholhaltigen Arzneien nicht ausgeschlossen werden. Auch bei anderen Kriterien gibt es im Sinne einer breiten Streuung des Fondsvermögens fest definierte Umsatzgrenzen.
Bau, Ausbau, Nutzung, Modernisierung und Instandhaltung von Gebäuden sowie Infrastruktur verbraucht in Deutschland einen Großteil an Fläche, Energie und Rohstoffen. Aber auch der Einsatz von Rohstoffen ist begrenzt.
Ganz gleich ob Holz, Erdöl oder andere Produkte: Die förder- oder abbaubare Menge wird ständig abnehmen, wenn die Nachfrage weiterhin stark wächst und damit das Angebot übersteigt. Daher müssen wir uns von den bisherigen Bauweisen, Techniken und Verhaltensmustern des sogenannten fossilen Zeitalters verabschieden.
Dabei gibt es einen großen Spielraum, um unsere Wohnbedürfnisse auf hohem Niveau mit einem erheblich geringeren Verbrauch natürlicher Ressourcen zu befriedigen.
Zu den gewohnten Bau- und Wohnformen gibt es intelligente Alternativen:
Nachhaltige Bildung ermöglicht es den Menschen, zukunftsfähig
Dabei sind einige zentrale Fragen besonders wichtig:
Der bewusste Umgang mit diesen Themen ist das Ergebnis nachhaltiger Bildung. Sie macht es möglich, die Auswirkungen unseres Handelns auf die Welt zu verstehen – und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.
Zu einem nachhaltigen Leben gehört nachhaltige Ernährung. Die wichtigste Grundregel ist, so wenig Lebensmittel wie möglich wegzuwerfen. Viele Produkte sind noch gut genießbar, obwohl sie das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben.
Um die Umwelt zu schützen, ist es wichtig, den ökologischen Fußabdruck der Lebensmittel zu prüfen: Oft belastet der Transport regionaler Produkte die Natur weniger, als Obst, Milch und Gemüse, das einen langen Weg bis in unsere Supermärkte zurückgelegt hat.
Tropisch, aber fair
Beim Kauf tropischer Früchte wie Ananas, Bananen und Mangos sollte man darauf achten, ob sie zertifiziert sind:
Siegel der EU, von Fairtrade oder anderen Organisationen geben darüber unkompliziert Auskunft.
Fleisch und Fisch – bewusst genießen
Gerade Liebhaber von Fleisch und Fisch sollten ihren Konsum reduzieren. Denn Haltung, Fang, Transport und Schlachtung treiben den CO2-Ausstoß beträchtlich in die Höhe.
Wenn Fleisch, dann am besten aus tiergerechter und heimischer Haltung. Fisch sollte immer aus zertifiziert nachhaltiger Fischerei stammen.
Verpackungen? Recyclen oder vermeiden!
Ganz gleich ob Plastik, Glas, Karton oder Tetrapaks: Lebensmittel gibt es selten ohne Verpackung. Deren Herstellung und Entsorgung verbraucht Rohstoffe und Energie.
Ein Großteil ist zwar recyclebar. Deutlich nachhaltiger ist es aber, Müll zu vermeiden. Außerdem sparen Mehrweg-Verpackungen und -Tragetaschen einiges ein.
Und: Viele Lebensmittel brauchen keine Verpackung. Immer mehr verpackungsfreie Supermärkte beweisen, dass Einkaufen deutlich nachhaltiger geht, unter anderem mit Tupperdosen.
In vielen Bereichen unseres täglichen Lebens würden wir gar nicht erst in Betracht ziehen, dass sie sich umweltschädlich oder sozial benachteiligend auswirken können. Dazu zählt auch unsere Kleidung.
Aber die Herstellung von Hosen, Röcken, Schals oder Jacken belastet die Umwelt enorm. Gerade die billige Fast Fashion ist verantwortlich für schlechte Bezahlung in vielen Ländern Südostasiens und belastet die Umwelt. Aber es gibt nun auch den Begriff der nachhaltigen Mode.
Die Nachhaltigkeit unserer Kleidung wird von vielen Faktoren beeinflusst:
Nachhaltige Mobilität oder Green Driving berücksichtigt zwei Dinge:
Nachhaltige Verkehrsmittel verursachen selbst keine oder wenig Emissionen, wie etwa Fahrräder. Oder sie ersetzen emissionsreichere Fahrten. Das gilt vor allem für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel anstelle von Autos oder Motorrädern.
Steht E wirklich für Nachhaltigkeit?
Die Elektromobilität gilt als zukunftsweisende Alternative zu Verbrennungsmotoren. Denn E-Autos und -Lkw stoßen kein CO2 aus.
Aber der Strom, der sie antreibt, stammt bislang nicht komplett aus erneuerbaren Energien. Daher ist die Elektromobilität noch nicht klimaneutral. Dennoch sind die meisten E-Fahrzeuge zumindest im Betrieb deutlich umweltschonender als vergleichbare Verbrenner.
Nachhaltig zu leben, bedeutet nicht auf den Urlaub zu verzichten – aber es bedeutet auch, nachhaltig zu reisen. Der nachhaltige Tourismus, auch sanfter Tourismus genannt, ist ein Gegenentwurf zum Massentourismus.
Er basiert auf ökologischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Zielen:
Klimaneutral reisen
Fliegen ist die klimaschädlichste Art sich fortzubewegen. Daher stellt sich die Frage, ob es für den Urlaub immer die Anreise mit dem Flugzeug sein muss, oder ob die Bahn keine Alternative sein kann?
Wenn wir das Verkehrsmittel intelligent wählen, reduzieren wir den ökologischen Fußabdruck unseres Urlaubs erheblich. Bei der Berechnung des Schadstoffausstoßes gilt aber zu bedenken, wie viele Personen welche Distanz zurücklegen.
Geflogene und gefahrene Kilometer sind in der Regel am wenigsten
verträglich für die Erde. Aber je nach Reiseziel ist das Flugzeug
dennoch das energieeffizienteste Verkehrsmittel.
Um den Urlaub klimaneutral zu gestalten, bietet sich eine Spende an Organisationen an, die durch Waldanpflanzungen einen Ausgleich für den eigenen CO2-Ausstoß schaffen.
Viele Fluggesellschaften bieten diese Möglichkeit direkt mit der Buchung an. Sie errechnen die Höhe der Spende analog zum CO2-Ausstoß gemessen an der Distanz zum Reiseziel.
Menschen, die nachhaltig leben möchten, halten ihren ökologischen Fußabdruck, so gut es geht, neutral. Das bedeutet, sie verbrauchen nur so viele Ressourcen, dass diese – zumindest theoretisch – für alle Menschen reichen würden.
In der Praxis ist das nicht in allen Lebensbereichen von heute auf morgen zu 100 Prozent umsetzbar. Zu viele Faktoren, die wir als Verbraucher nicht oder nur bedingt beeinflussen können, spielen eine Rolle.
Ein nachhaltiger Lebensstil beginnt schon mit kleinen Schritten: Dazu gehört das Laufen oder Fahrradfahren zu näher gelegenen Zielen anstelle des Autos ebenso wie nachhaltige Geldanlagen, wiederverwendbare Einkaufstaschen oder die Umstellung auf Ökostrom. Der Weg ist das Ziel.
Autor/in
Sparkasse
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